Von der Edelrauthütte über die Hochfeilerhütte zum Normalweg Schwierigkeit: L
Der höchste Berg der Zillertaler Alpen hat einen spannenden und landschaftlich großartigen Normalweg. Er verläuft über den Südwestrücken, welcher schon vor Jahrzehnten seine Eisdecke verlor. Seitdem ist der Normalweg in fast jedem Jahr während einiger Hochsommerwochen auch für erfahrene Bergwanderer machbar. So wurde der Hochfeiler schon für viele ein Höhepunkt in ihrem Wanderleben! Allerdings nur bei idealen, schneefreien Bedingungen, wie man sie in einer Höhenlage von dreieinhalbtausend Metern am ehesten bei trockenem Wetter in der zweiten Sommerhälfte antrifft.
Der an der Hochfeilerhütte (2710 m) beginnende Normalweg war bei meiner Besteigung nur der zweite Teil der Tour. Wegen der ausgebuchten Hochfeilerhütte wählte ich die Edelrauthütte (2545 m) zu meinem Ausgangspunkt und zu dieser Hütte bin ich am Nachmittag auch zurückgekehrt. Aus landschaftlicher Sicht und wegen der stillen Abschnitte eine empfehlenswerte Variante. Der Hochfeiler von der Edelrauthütte erfordert aber große Ausdauer (hin und zurück 8:15 Std. Gehzeit) und ist auch schwieriger als der Anstieg von der Hochfeilerhütte.
Den 1. Teil der Tour, den Abschnitt von der Edelrauthütte zur Hochfeilerhütte, stufe ich als „leichte“ Hochtour (Schwierigkeitsgrad L) ein: Man klettert mit Hilfe von Drahtseilen und Klammern zum Gliderferner hinab, überquert die flache, im Hochsommer meist völlig apere Gletscherzunge (Steigeisen zu empfehlen) und bezwingt anschließend den instabilen Moränenhang am anderen Gletscherufer. Auf die schwache Spaltengefahr ist am Gliderferner ebenso zu achten wie auf die Steinschlaggefahr: Am Vormittag des 22. August 2015, dem Tag meiner Besteigung, ging dort ein tonnenschwerer Block ab und sauste mit 100 km/h über den Gletscher. Für dieses Gelände und für die Meidung der Gefahren braucht es Hochtourenerfahrung, die man als reiner Bergwanderer nicht hat.
Der 2. Teil der Tour beginnt an der Hochfeilerhütte und führt über den Südwestgrat zum Gipfel: Dies ist der eigentliche Hochfeiler-Normalweg. Bei idealen, schneefreien Bedingungen ist es eine anspruchsvolle Bergwanderung für trittsichere und erfahrene Leute (Schwierigkeitsgrad T3+). Findet man oberhalb von 3400 Metern hingegen einen Firngrat vor, steigen die Schwierigkeiten erheblich an. Dies ist im Frühsommer der Fall sowie in Sommern, in denen sich große Altschneemengen aus dem Winter halten. Auch stärkere Neuschneefälle (mit oder ohne Vereisung) ändern die Voraussetzungen. Der obere Südwestgrat wird zur „wenig schwierigen“ Hochtour (Schwierigkeitsgrad WS) und ist dann nur von hochalpin erfahrenen Bergsteigern mit Pickel und Steigeisen zu meistern.