Nördliche Malhamspitze (3373 m)
Über das Rostocker Eck und den Ostgrat
Schwierigkeit: WS+
Bewertung: WS+
Mäßig schwierige Fels- und Hochtour mit Kletterschwierigkeiten im 2. Grad (vier bis fünf Stellen), fester Fels in den Kletterpassagen. Nur mäßig ausgesetzt mit Ausnahme der sehr luftigen letzten Meter zum Gipfel (dort aber nur 1+). Der Ostgrat erfordert Ausdauer, etwas Klettererfahrung, Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit im hochalpinen Terrain, letztere vor allem für die steile Trümmerhalde im allerletzten Abschnitt des Ostgrats. Außerdem muss man sich selbständig orientieren, da es im Gelände oberhalb des Rostocker Ecks weder Trittspuren noch Markierungen gibt.
Ausrüstung: Eventuell Seil; bei Schneelage in der ersten Sommerhälfte Eispickel und temperaturabhängig auch Steigeisen.
Routenverlauf: Essener-Rostocker-Hütte – Steig auf der Nordseite – Rostocker Eck – Ostgrat – Nördliche Malhamspitze – Ostgrat – Rostocker Eck – Carl-Bremer-Weg – Essener-Rostocker-Hütte.
Höhenunterschiede: 1280 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.
Gehzeiten: 8:00 Std. (4:30 Std. im Aufstieg, 3:30 Std. im Abstieg).
Anfahrt: Vom Pinzgau durch den Felbertauerntunnel bis Matrei in Osttirol. Bis hierhin auch von Lienz durch das Iseltal. Von Matrei in das Virgental und dort weiter über Hinterbichl bis zum Parkplatz Ströden im Talschluss.
Oder mit der Postbuslinie 951 von Lienz über Matrei in Osttirol und durch das Virgental bis zur Endhaltestelle in Hinterbichl. Von Kitzbühel fährt die Postbuslinie 950X über Mittersill im Pinzgau bis Matrei und hat dort Anschluss an die Linie 951.
Ausgangspunkt: Essener-Rostocker-Hütte (2208 m); DAV Essen; Tel. 0043 / 4877 / 5101.
Vom hinteren Virgental zu Fuß zu erreichen: Ab Hinterbichl (1329 m) in 3:00 Std., ab Parkplatz Ströden (1403 m) in 2:30 Std..
Der Wegverlauf: Von der Essener-Rostocker-Hütte (2208 m) folgen wir dem Hinweisschild zum Rostocker Eck und steigen auf die Seitenmoräne des zurückgegangenen Simonykees. Auf gutem Steig gelangen wir in die Nordseite des Rostocker Ecks und dort zu einem weiteren Wegweiser (ungefähr 2470 m). Der Steig vollzieht eine deutliche Richtungsänderung nach links und führt in Serpentinen steil hinauf auf die Aussichtskanzel des Rostocker Ecks (2749 m; 1.15 Std.).
Wir verlassen den auf der anderen Seite hinab führenden Carl-Bremer-Weg und halten uns an den zum Malham gerichteten Ostgrat. Auf Markierungen müssen wir ab jetzt verzichten. Das erste Gratstück verläuft horizontal und stellt uns einige sperrige Türme entgegen, deren Gipfel man knapp unterhalb, mal auf der Nord-, mal auf der Südseite, umgeht. Die Suche nach dem leichtesten Durchstieg kann in dem unübersichtlichen Terrain etwas Zeit kosten. Mit wenigstens einer Stelle im 2. Grad ist zu rechnen. Zum Glück verbreitert sich der Grat nach etwa 500 Metern zu einem Rücken, auf dem man streckenweise wie auf einer Promenade ausschreiten kann. Erst am Punkt 2965 der AV-Karte nehmen die Schwierigkeiten wieder zu und wir verlassen die Gratlinie: Die Stelle ist gut an ihrem mürben, schwarzen Schiefergestein zu erkennen. Wir steigen also etwa 20 Meter auf der Südseite (links) ab und umgehen die Graterhebungen in wenig steilen Schotterhalden. Auf diese Weise erreichen wir bald die letzte Gratsenke (3129 m) vor dem steilen Gipfelaufbau (ab Rostocker Eck 2.00 Std.).
Von hier kann man den letzten, anspruchsvollen Abschnitt des Ostgrats in Augenschein nehmen: Nach dem ersten, nicht allzu steilen Teil (Kletterei im 1. Grad und Gehgelände im Wechsel) kommt eine Zone grauer Platten und kompakter Blöcke. Am besten nahe der Gratkante rechts kletternd (fester Fels), bezwingt man drei bis vier interessante Stellen im 2. Grad. Am Ende der Plattenzone erkennt man über sich einen Steinmann – im Jahr 2015 übrigens der einzige am gesamten Ostgrat! - und quert schräg nach links zu ihm hinauf (ungefähr 3270 m). Er steht goldrichtig und wird uns auch im Abstieg eine wichtige Hilfe sein. Nach der schönen Kletterei folgt nun eine hässliche Hatscherei in sehr instabilem Blockschutt. Ab und zu helfen einige erdige Bänder oder etwas gewachsener Fels, ansonsten muss man in dem steilen Trümmerhang sehr achtgeben, wohin man seinen Fuß setzt. Auch größere Schieferplatten liegen instabil und können sich unter den Sohlen lösen. Dieser Abschnitt ist heikel und wirklich erfahrenen Bergsteigern vorbehalten. Auf den letzten 20 Metern erfreut dann aber noch eine außergewöhnlich schöne Passage: Den mit senkrechten Wänden gepanzerten Gipfel umgehen wir rechts und wagen uns dabei in die ausgesetzte und schattige Nordseite hinaus! In beeindruckender Position klettern wir die letzten sechs Meter zum Gipfel empor (1+; zuverlässiger Fels).
Abstieg: Bei gutem Wetter lohnt es sich, ab dem Rostocker Eck den schönen Carl-Bremer-Weg zu wählen und den vielen wilden Landschaftseindrücken des Tages noch ein paar liebliche hinzuzufügen.
© Ulrich Clashausen