Fuldaer Weg und Weiße Wand (2517 m)

Von Rein in Taufers über die Bretterscharte ins Ahrntal

Schwierigkeit:   T2+ und T4

 

Bewertung:

Der Fuldaer Weg, der die Bretterscharte überschreitet, ist eine Bergwanderung im Schwierigkeitsgrad T2+. Der Steig besitzt eine durchgehende Trasse und durchgehende Markierungen. Auf der Nordseite der Bretterscharte führt er in Kehren einen steilen Schrofenhang hinab, der einige Trittsicherheit und ein Mindestmaß an Schwindelfreiheit verlangt.

 Wer zusätzlich den Gipfel der Weißen Wand besteigt, bekommt es über die Dauer einer Viertelstunde mit einer „Alpinwanderung“ im Schwierigkeitsgrad T4 zu tun. Auf dem sehr kurzen, aber teils ausgesetzten Grat, der wenige, etwas brüchige Stellen 1. Grades aufweist, braucht man entsprechende Erfahrung, absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

 

Ausrüstung: Normale Bergwanderausrüstung.

 

Routenverlauf: Rein in Taufers Kirche – Durraalm – Bretterscharte – Weiße Wand – Hasentalalm – Ahrntal 2 km östlich von St. Peter.

 

Höhenunterschiede: 930 Höhenmeter im Aufstieg, 1170 Höhenmeter im Abstieg.

 

Gehzeiten:  6:00 Std.  (2:45 Std. bis Bretterscharte, 0:30 Std. hin und zurück vom Gipfel der Weißen Wand, 2:45 Std. Abstieg ins Ahrntal). Der Übergang ohne den Gipfel dauert 5.30 Stunden.

 

Anfahrt: Von Bruneck im Südtiroler Pustertal mit dem PKW ins Tauferer Tal bis Sand in Taufers, von dort ins Reintal und weiter bis nach Rein in Taufers und Auffahrt bis zur Kirche.

Oder ab Bruneck mit der Serbus-Linie 450 bis Sand in Taufers, dort Umstieg in die Serbus-Linie 452 und Fahrt bis zur Endhaltestelle Rein in Taufers Kirche.

 

Ausgangspunkt: Rein in Taufers, Kirche (1596 m; kleiner Parkplatz, Bushaltestelle).

 

Ziel: Bushaltestelle (1355 m oder 1331 m) im Ahrntal, 2 km östlich/talaufwärts von St. Peter.

 

Rückfahrt: Ab der Bushaltestelle im Ahrntal mit der Serbus-Linie 450 bis Sand in Taufers, dort Umstieg in die Serbus-Linie 452 und Fahrt bis zur Endhaltestelle Rein in Taufers Kirche.

 

 

Der Wegverlauf: An der Reiner Kirche (1596 m) folgen wir der asphaltierten Straße noch ein paar Meter weiter bergauf, bevor sie fast eben entlang der Bauernhöfe dem Knuttental zustrebt. Nach einer knappen halben Stunde erreicht man den großen Parkplatz (1682 m) am Eingang ins Knuttental. Dort zweigt nach wenigen Metern der Fuldaer Weg (Weg Nr. 1) links in den Wald ab. Nach steilem Beginn führt der Steig in mäßiger Steigung durch einen schönen, von Zirben dominierten Wald. Entlang von Weideflächen kommt man nach einer weiteren knappen Stunde hinauf zur Durraalm (2096 m), deren Gastwirtschaft für viele Wanderer bereits das Tagesziel darstellt. Wenige Meter oberhalb der Alm stößt man auf den querlaufenden Reiner Höhenweg (Wegweiser) und folgt ihm nach rechts (nach Nordosten). Wenige Minuten später gabelt sich der Weg in einer kleinen Mulde erneut (Wegweiser). Der Fuldaer Weg steigt nach links durch einen lichten, kurzstämmigen Wald an und gewinnt rasch an Höhe. Bei sonnigem Sommerwetter ist man froh, wenn man diese Südosthänge schon früh am Tag angehen kann. Die Bäume bleiben zurück und der Steig quert das offene Grasgelände unter den grauen Wänden des Schwarzerspitz. Dabei hat man bereits die aus hellem Dolomit bestehende Weiße Wand im Blick, deren Fels inmitten der Schieferberge geradezu unwirklich leuchtet. Mit den letzten steilen Kehren gelangt man auf die Bretterscharte (2452 m). Links erhebt sich der höhere Gipfel des Schwarzerspitz (2862 m), rechts der unauffällige höchste Punkt der Weißen Wand (2517 m). Man geht auf dem Kamm nach rechts und erreicht das wenige Meter tiefer stehende Kreuz der Bretterscharte bzw. Weißen Wand.

 

Von der Bretterscharte ist auch eine Gratüberschreitung zum höchsten Punkt der Weißen Wand möglich: Vom Kreuz aus verfolgt man zunächst den Fuldaer Weg nach rechts (in östlicher Richtung), bis der Steig die tiefste Stelle des Kamms erreicht. Dort biegt der Steig nach links ein und führt anschließend auf der Nordseite ins Hasental. Wir hingegen beginnen dort die etwa 200 Meter lange Gratüberschreitung. Die erste Kuppe überschreitet man auf der Gratlinie, die zweite umgeht man auf der Nordseite (kurze Stelle 1. Grad). Nach einem Grassattel folgt eine dritte, grasige Kuppe ohne Schwierigkeiten. Schließlich kommt man zu einer Reihe aufgerichteter, weißer Dolomittafeln, die ich auf der etwas weniger ausgesetzten Nordseite (links) umklettert habe. Dies ist die schwierigste Stelle (1. Grad, ausgesetzt). Anschließend auf dem schmalen Kamm zu der Gipfelerhebung, die überraschenderweise aus grauem Schiefer besteht. Auf dem Gipfel der Weißen Wand (2517 m) wird es bei einer Personenzahl von zwei schon eng! Deswegen wird man wahrscheinlich rasch wieder zum Fuldaer Weg zurückkehren.

 

Hinweis: Die Höhenangaben der Wanderkarten und in der Literatur sollten einmal überprüft werden, denn zwischen der mit 2452 m angegebenen Bretterscharte und den verzeichneten 2517 Metern der Weißen Wand beträgt die Differenz nie und nimmer 65 Meter. Ich würde sagen, es gibt maximal einen Höhenunterschied von 30 Metern.

 

Vom tiefsten Punkt am Kamm der Bretterscharte / Weißen Wand führt der Fuldaer Weg (Weg Nr. 1) in Serpentinen durch die nordseitige Schrofenflanke hinab. Eine etwas ausgesetzte Stelle vermittelt für einen Augenblick das Gefühl, man befände sich auf einem typischen Dolomitenband. Doch es sind nur die Schrofen der Weißen Wand und mit der Trittsicherheit eines erfahrenen Bergwanderers wird man auf dem schottrigen, aber ausreichend breiten Steig kaum Probleme haben. Man gelangt bald auf einen schönen, ebenen Wiesenboden und trifft dort vielleicht auf das Vieh der Hasentalalm. Ein gemächlicher Abstieg führt erst zum Abzweig des Steiges Nr. 1b, der zum Sattel der Ochsenlenke       (2585 m) führt, dann zu den Gebäuden der unbewirtschafteten Hasentalalm (2146 m). Bereits einige Meter zuvor hat eine geschotterte Almstraße begonnen, die auf den nächsten 700 Höhenmetern unseren Abstiegsweg bildet. Zunächst führt das Sträßchen eben dahin. Jenseits der Talkerbe kann man die Zillertaler Gipfel des Hollenzkopfs (3195 m), der Napfspitze (3144 m) und des Rauchkofels (3251 m) bewundern. Nach dem Abzweig (circa 2100 m) zu Alprechalm und Stegeralm beginnt der Bergwald, durch den der Fuldaer Weg in gleichmäßigen Serpentinen hinabführt. Ungefähr alle 100 Höhenmeter wird die Monotonie durch eine Rastbank und ein paar Ausblicke auf die „Zillertaler“ gemildert. Bei abzweigenden Wirtschafts- und Wanderwegen bleibt man stets auf der talwärts führenden Straße. In ungefähr 1460 Metern Höhe weist schließlich ein Wegschild nach links und man verlässt die Almstraße. Über Wiesen und ein ebenfalls als Weide genutztes Wäldchen kommt man mit dem Weg Nr. 1 in den Talboden des Ahrntales und erreicht eine Bushaltestelle (1355 m; oder laut Tabaccokarte: 1331 m), die sich circa 2 Kilometer östlich der Häuser von St. Peter im Ahrntal befindet.   

 

© Ulrich Clashausen