Über den Nordgrat Schwierigkeit: T4
Unter den vielen Gipfeln der Reißeckgruppe gehört der Riedbock zwar nicht zu den Hauptgipfeln – dazu zähle ich Reißeck (2965 m), Zaubernock (2944 m), Tristenspitze (2930 m) und Hohe Leier (2774 m) - aber in der „2. Liga“ des Reißecks ist er sicher einer der auffallendsten und auch schönsten Berge.
Nach Süden zu, in Richtung der Reißeckhütte, zeigt der Riedbock einen gerundeten Kopf, der die lange Riedbock-Kette (Provilspitze, Kammwand, Schoberspitze) markant abschließt. Die Nordseite über der Riekener Hochalm (mit der Oberen Mooshütte) ist noch auffälliger: Der Riedbock bildet hier ein breites, geradezu beherrschendes Bergmassiv mit mächtiger Gipfelkuppel. Als ich im Juni 2020 die Obere Mooshütte für zwei Gipfeltouren besuchte, dauerte es darum auch nicht lange, bis ich meine anderen Pläne (Gamolnigspitz, Radleck) verwarf und mich auf den Weg zum Riedbock machte. Die geschwungene Linie des Nordgrats, die Firn von Fels trennte, war einfach zu schön!
Im Großen und Ganzen war die Riedbock-Besteigung am 24. Juni 2020 eine gute Wahl gewesen, vor allem landschaftlich und vom Panorama her. Für die Firnstapferei hätte ich mir allerdings niedrigere Temperaturen gewünscht und dazu gleich auch eine bessere Felsqualität. Denn die heißen Sommertage verwandelten die Firnfelder schon früh am Vormittag in Sulzschnee und die Blöcke in dem von Menschen fast unberührten Gelände lagerten manchmal gefährlich instabil aufeinander. Gute hochalpine Erfahrung und viel Disziplin beim Prüfen der Blöcke und Trümmer sind hier sehr wichtig für eine sichere Begehung. Aufgrund der instabilen Blockhalden am Nordgrat und am Nordosthang ist der Juni mit seiner Altschneeauflage vermutlich die beste Zeit für eine Besteigung im Sommer.