Vom Hinteregggraben über Reißeckhütte und Riekentörl (2525 m) zur Oberen Mooshütte Schwierigkeit: T3
Die Reißeckgruppe ist der südlichste Abschnitt der Ankogelgruppe. Es sind raue Berge, geprägt von weiten Blockhalden und schroffen Felsflanken (z. B. Hohe Leier, Kleine Leier, Reißeck, Riekener Sonnblick, Tristenspitze). Braungrau ist die dominierende Farbe und der ganze Gebirgszug wirkt etwas melancholisch. Bis auf das kleine Schwalbenkees besitzt die Reißeckgruppe keine Gletscher mehr, die etwas Glanz verbreiten könnten. Nur eine große Zahl an natürlichen Bergseen (sowie Staustufen der Stromerzeuger) verschönert die herbe Landschaft und bietet dem Auge etwas Abwechslung. Trotzdem scheint ein besonderes Licht über diesen Bergen zu liegen und es hat, glaube ich, etwas mit dem nach Süden zu freien Panorama zu tun: Man ahnt hier bereits die Nähe des warmen Südens, den mediterranen Hauch um die großen Kärntner Seen.
Im Reißeckgebiet regierte schon immer die Einsamkeit, seit Stilllegung der Reißeckbahn im Jahr 2017 gilt das nun für die gesamte Gruppe. Eine Ausnahme bildet lediglich das Dösener Tal, das am Dösener See und am Arthur-von-Schmid-Haus einige Wanderer anzieht. Die Gebirgskette bietet in weiten Teilen noch echte Abenteuer und dies gilt nicht nur für ihre Gipfel, sondern auch für die Durchquerung auf dem Reißeck-Höhenweg. Der Höhenweg durchquert die Gruppe in ihrer gesamten Länge, von Südosten nach Nordwesten, und ist in seinen Schwierigkeiten mehr eine Alpinwanderung als eine normale Bergwanderung. Im Frühsommerschnee des Jahres 2013 herrschten dort definitiv Hochtourenbedingungen und ich erlebte im Reißeck meine vielleicht eindrucksvollste und abenteuerlichste Tauern-Tour.
Noch relativ leicht war der erste Teil des Höhenwegs, auf dem ich zwischen dem 30. Juni und 2. Juli 2013 unterwegs war. Vom sanften Wald- und Weidegelände des Hinteregggrabens stieg ich hinauf auf die erste hochalpine Scharte, die Roßalmscharte (2500 m), und kam dann weiter zur Reißeckhütte (2287 m), meinem ersten Nachtquartier. Am zweiten Tag überschritt ich das Riekentörl (2525 m) und übernachtete als Selbstversorger in der Oberen Mooshütte (2320 m).
Hinsichtlich der Anforderungen ist der erste Teil des Reißeck-Höhenwegs eine anspruchsvolle Bergwanderung, die im Blockgelände gute Trittsicherheit erfordert. Trotz der farbigen Markierungen ist auch etwas Orientierungsfähigkeit gefragt. Anspruchsvoller wurde es dann im zweiten Teil des Reißeck-Höhenwegs.
Nach der Übernachtung in der Mooshütte folgte die lange „Königsetappe“ des Reißeck-Höhenwegs. Mehr dazu im zweiten Teil des Reißeck-Höhenwegs.